Interview mit Personalexpertin Prof. Dr. Daniela Eisele-Wijnbergen: Fachkräfte gewinnen

Fachkräfte gewinnen: Tipps von einer HR-Expertin

 
Fachkräftemangel ist eines der zentralen Risiken für die Wirtschaft. Wie können kleine und mittlere Unternehmen (KMU) im Wettstreit um die besten Köpfe mithalten und Fachkräfte gewinnen? Diese Frage diskutiert Ulrich Brehmer, Geschäftsführer von HS – Hamburger Software, mit Professorin Dr. Daniela Eisele-Wijnbergen von der HSBA im Videotalk “Butter bei die Fische”.
 


 
Vorerst keine Entspannung in Sicht: Bis auf Weiteres werde man es in Deutschland infolge des Mangels an Fachkräften flächendeckend mit engen Arbeitsmärkten zu tun haben, sagt Daniela Eisele-Wijnbergen, Professorin für Personalmanagement an der HSBA – Hamburg School of Business Administration. Sie rät Unternehmen daher, sich auf den “Arbeitnehmermarkt” einzustellen und als attraktive Arbeitgebermarke zu positionieren. Wer Fachkräfte gewinnen wolle, müsse individuell auftreten. “Seien Sie als Arbeitgeber authentisch und gehen Sie selbstbewusst ins Rennen”, empfiehlt die Personalexpertin.

Fachkräfte gewinnen – was Arbeitgeber attraktiv macht

Wenn Unternehmen keine Fachkräfte finden, liegt dies oft auch daran, dass sie für Bewerber wenig attraktiv sind. Hier vier Beispiele dafür, worauf es Beschäftigten bei einem Arbeitgeber besonders ankommt:

  1. Das Gehalt: Wer Fachkräfte gewinnen und halten möchte, sollte sich des Themas Entgelt annehmen. Denn das Gehalt sei weiterhin eine zentrale Komponente der Motivation für Mitarbeitende, so Professorin Eisele-Wijnbergen. Und die Gehaltshöhe sei der häufigste Grund für Arbeitsplatzwechsel. Dabei spielten Einkommenstransparenz und Gehaltsvergleiche über Onlineportale eine zunehmend wichtige Rolle. “Arbeitgeber sollten diese Quellen genau beobachten und für sich nutzen”, rät Eisele-Wijnbergen, beispielsweise durch Kommentare zu besonders positiven oder negativen Einträgen von Mitarbeitenden. Einen differenzierten Blick hat die Personalexpertin auf Zielvereinbarungen mit Gehaltskomponenten. Hier könne der Schuss auch nach hinten losgehen, wenn die Messbarkeit und die Zuordnungsbarkeit der Ziele nicht gewährleistet sei. In einigen Fällen seien daher Teamziele besser als individuelle Vereinbarungen.
  2. Zusatzleistungen: Neben der Höhe des Entgelts gibt es weitere Leistungen, die einen Arbeitgeber für Fachkräfte attraktiv machen. “Ganz oben an stehen Instrumente der Gesundheitsförderung wie kostenlose Health-Checks, Bezuschussung von Vereins- oder Fitnessstudiobeiträgen oder Bewegungsangebote durch den Arbeitgeber”, sagt Daniela Eisele-Wijnbergen. Auch bei der Unterstützung in besonderen Lebensphasen, etwa bei pflegebedürftigen Angehörigen oder zu betreuenden Kindern, kann der Arbeitgeber Angebote schaffen.
  3. Sinnstiftende Tätigkeiten: „Zunehmend fragen die Menschen nach dem Sinn ihrer Arbeit“, berichtet die Personalexpertin. Ihren Beobachtungen zufolge sehen hier vor allem die jüngeren Generationen eine starke Motivationsquelle, die von der Arbeitgeberseite als Haltefaktor genutzt werden kann. Zudem lassen sich über diesen Weg auch neue Fachkräfte gewinnen.
  4. Flexible Arbeitszeitmodelle: Ein weiterer Trend ist der verstärkte Wunsch nach flexibleren Arbeitszeiten und -orten. “Hier ist ein Umdenken der Arbeitgeber erforderlich”, stellt Eisele-Wijnbergen fest und appelliert an Vorgesetzte, Verantwortung abzugeben und den Mitarbeitenden zu vertrauen. Gleichzeitig weist sie darauf hin, dass etwa ein Drittel aller Tätigkeiten zeitlich und/oder örtlich gebunden sind und daher gar nicht flexibilisiert werden können. Hier ließen sich jedoch innovative Arbeitszeitmodelle oder flexible Vertragsmodalitäten einsetzen, um dem individuellen Bedarf der Beschäftigten entgegenzukommen.

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Bildquellen: HS – Hamburger Software