Hubert Neubacher, Inhaber und Geschäftsführer von Barkassen-Meyer, über Krisenmanagement in Coronazeiten

Krisenmanagement in stürmischen Zeiten – wie ein Touristikunternehmer erfolgreich durch die Pandemie navigiert

 
Fast hätte die Covid-19-Pandemie die über 100-jährige Firmengeschichte des Hamburger Schiffstouristikunternehmens Barkassen-Meyer jäh beendet – doch inzwischen gehen bei dem mittelständischen Traditionsbetrieb täglich wieder bis zu 1.000 Menschen für Hafenrundfahrten, Schiffs-Charter und Veranstaltungen an Bord. Im HS Videotalk “Butter bei die Fische” spricht Inhaber und Geschäftsführer Hubert Neubacher über sein Krisenmanagement und seine Gemütslage während der Zwangspause.
 


 
Eigentlich seien die Geschäftsaussichten Anfang 2020 exzellent gewesen, erinnert sich Hubert Neubacher, der Chef von Barkassen-Meyer. Als sich dann im Februar 2020 jedoch die Meldungen über die Verbreitung des Coronavirus überschlugen und infolgedessen die Buchungsstornierungen zunahmen, wusste der Touristikunternehmer: “Da braut sich ein Sturm zusammen”. Und richtig: Anfang März 2020 musste er seinen Betrieb von heute auf morgen schließen. “Wenn ich da schon geahnt hätte, dass ich von den kommenden 24 Monaten neun Monate komplett zumachen muss, wäre ich vermutlich verzweifelt”, sagt Neubauer rückblickend. Aber so blieb ihm kaum Zeit zum Nachdenken und er machte sich sofort ans Krisenmanagement.

Erfolgsfaktoren in der Krise: offene Kommunikation und Transparenz

Neubachers erster Schritt im Krisenmanagement bestand darin, die knapp 50 Mitarbeitenden zu informieren. “Ich habe die gesamte Zeit der Krise über immer sehr offen und transparent kommuniziert“, erzählt er. Die Beschäftigten mitnehmen, ihnen Halt und Orientierung geben, in Einzelgesprächen individuelle Regelungen treffen, in der Gruppe kommunizieren und motivieren – das waren für den Firmenchef die wichtigsten Aufgaben, während sein Unternehmen geschlossen war. “Alle haben mitgemacht und sind an Bord geblieben”, sagt er heute stolz über sein Team.

Auch gegenüber Steuerberater, Arbeitsagentur, Hausbank und Behörden hat der Unternehmer in der Krise stets mit offenen Karten gespielt. Zugleich informierte er sich intensiv darüber, welche Unterstützung er bekommen und wie er die schwierige Lage wirtschaftlich überbrücken kann. Mit Erfolg, denn trotz der Unsicherheit, nicht zu wissen, wie lange er auf Einnahmen verzichten muss, konnte Neubacher finanzielle Schieflagen weitgehend vermeiden.

Nachhaltiges “Nebenprodukt” der Zwangspause: ein eigener Podcast

Damit ihm die Situation nicht zu sehr aufs Gemüt schlägt, behielt der umtriebige Touristikunternehmer auch während der Betriebsschließung viele Routinen bei. Für sein persönliches Krisenmanagement konnte er zudem auf Unterstützung im privaten Umfeld zählen, und er entdeckte den Sport wieder für sich.

Darüber hinaus ist im Zuge der Krise ein neues Kommunikationskonzept entstanden, nämlich der Podcast Hubi`s Hafenschnack. Alle 14 Tage unterhält sich der Touristiker mit anderen “Playern” im Hamburger Hafen, vom Festmacher über den Hafenpastor bis zum Partyboot-Betreiber. “Bei aller Arbeit, die mit dem Podcast verbunden ist, möchte ich auf diese Form der Kommunikation nicht mehr verzichten”, sagt Neubacher. Wobei ihm für sein Podcaster-Leben nicht mehr so viel Zeit bleibt, seit das Touristikgeschäft wieder voll angezogen hat.

Aus eigener Erfahrung: 5 Tipps von Hubert Neubacher für erfolgreiche Krisen-Navigation

  1. Stärken Sie Ihr Team! Schon vor einer Krise ist das Zusammenspiel der einzelnen Crew-Mitglieder wichtig – in einer Krise noch mehr. Dann zeigt sich, ob das Team wirklich zusammenhält oder auseinanderfällt.
  2. Spielen Sie mit offenen Karten! Offenheit ist Trumpf: Um die Motivation in einer schwierigen Situation aufrechtzuhalten, ist Vertrauen notwendig. Dies wiederum entsteht durch transparente Information und offene Kommunikation.
  3. Denken Sie auch an sich selbst! Um als Unternehmer aus einem Wellental erfolgreich herauszukommen, sind Kraft und Ausdauer erforderlich – und Motivation für zwei: für die Crew und für einen selbst. Daher ist es gerade für den “Kapitän” wichtig, auch an die eigene geistige und körperliche Gesundheit zu denken. Sport, Ablenkung und Entspannung sind hilfreiche Begleiter in angespannten Phasen.
  4. Nehmen Sie Hilfe in Anspruch! Wenn es auf See ruppig wird, braucht es jede Hand an Deck – auch die von Beratern und Institutionen, die Hilfe anbieten. Es wäre falsch verstandener unternehmerischer Ehrgeiz, diese Unterstützung nicht anzunehmen.
  5. Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl! Auf die meisten Krisensituationen bereiten einen weder das Leben noch ein Lehrbuch vor. Deshalb bedarf es insbesondere in Krisen mutiger Entscheidungen, bei denen Instinkt und Bauchgefühl eine wichtige Rolle spielen. Ob man richtig oder falsch lag, weiß man leider erst hinterher. Ein bisschen Glück gehört also auch zum erfolgreichen Unternehmerleben dazu.

 
Bildquellen: HS – Hamburger Software