Wie Sie mit Fertigungsstücklisten noch effektiver produzieren

Wie Sie mit Fertigungsstücklisten noch effektiver produzieren

 
Die meisten Endprodukte werden aus verschiedenen Einzelteilen und Baugruppen gefertigt. Für eine effektive Produktionsplanung benötigt Ihr Unternehmen daher eine transparente und geordnete Übersicht aller Teile: die Fertigungsstückliste. Doch da tauchen schnell ein paar grundlegende Fragen auf: Wie ist eine Stückliste definiert? Welche Arten von Stücklisten gibt es? Und wie sieht die praktische Anwendung in der Fertigung aus? Aber über allem schwebt die zentrale Frage: Wie können Sie den Lagerbestand gering halten und gleichzeitig Ressourcen sparen? Dieser Beitrag gibt Antworten.

Die Stückliste – Grundlage für jeden Fertigungsauftrag

In produzierenden Unternehmen bilden Stücklisten die Grundlage für eine fließende und zielgerichtete Produktion. Eine Stückliste dokumentiert im Detail, aus welchen Einzelteilen und Komponenten oder Baugruppen sich Endprodukte zusammensetzen. Sie liefern somit sowohl Informationen für deren korrekte Zusammenstellung als auch für die in diesem Zusammenhang anfallenden Beschaffungsmaßnahmen.

Für diese Anwender sind Fertigungsstücklisten besonders nützlich

Zu den Anwendergruppen, die auf diese nützlichen Listen zugreifen, zählen neben der Fertigung und dem Einkauf auch Entwicklung, Konstruktion, Kalkulation, Materialwirtschaft, Qualitätssicherung und Lagerverwaltung. In der Regel bilden die Stücklisten das fertige Produkt hierarchisch von oben nach unten bis hin zum kleinsten Teil ab.

So setzen sich Fertigungsstücklisten zusammen

Den einen universalen Stücklisten-Aufbau gibt es nicht, da sich Stücklisten mit ihren verschiedenen Stücklisten-Arten immer am jeweiligen Fertigungsbetrieb und den Produkten ausrichten. Jedoch zeichnet sich bei Stücklisten meist eine definierte Struktur ab. So sind Fertigungsstücklisten in der Regel tabellarisch aufgebaut und enthalten alle notwendigen Teile und Baugruppen mit den zugehörigen Mengenangaben, um das übergeordnete Erzeugnis herzustellen.

In der ersten Zeile der Tabelle finden sich Kopfdaten mit Spaltenüberschriften mit Stammdaten, wie Position, Teilenummer, Bezeichnung, Menge und Einheit. Kopfdaten beziehen sich auf die gesamte Fertigungsstückliste, während die Positionen einzelne Bestandteile betreffen.

Bei komplexeren Produkten, bei denen Teilmengen einer Stücklistenposition beispielsweise unterschiedliche Fertigungsorte aufweisen, wird häufig auch mit Unterpositionen gearbeitet. Das führt hin zur detaillierten Planung der Produktion und den unterschiedlichen Stücklisten-Arten.

Wie die einzelnen Stücklisten-Arten in der Produktionsplanung genutzt werden

Beim Definieren der Stücklisten-Art kommt es auf die Komplexität des Produkts an. Die einfache Mengenstückliste kann für Artikel genutzt werden, die aus nur wenigen oder lediglich aus Einzelteilen hergestellt werden. Bei einem sehr komplexen Endprodukt empfiehlt sich nach dem Baukastenprinzip die Unterteilung in einzelne Baugruppen, die in übergeordnete Fertigungsstücklisten einfließen. Ob sich ein Projektverantwortlicher eines KMU für die eine oder andere Stücklistenvariante entscheidet, hängt somit auch von der Komplexität des Erzeugnisses und damit vom Umfang der Liste ab.

Das ist der Zusammenhang von Mengenstückliste und Auftragsstückliste

Die Mengenstückliste bezieht sich auf die Gesamtmenge der gelisteten Produkte. Sie zeigt ohne weitere Differenzierung alle Einzelteile eines Artikels auf – mehrfach enthaltene Teile werden mit ihrer Gesamtmenge nur einmal aufgeführt. Multipliziert man die angezeigten Teilemengen mit der herzustellenden Menge des Produkts, erhält man dadurch die Auftragsstückliste.

Die effektive Baukastenstückliste und was Sie dafür auf jeden Fall benötigen

Eine weitaus bessere Hilfestellung für die Fertigungsplanung komplexer Produkte leistet die Baukastenstückliste. Sie listet nicht alle Bestandteile auf, sondern nur die unmittelbar in der jeweiligen Fertigungsstufe enthaltenen. Diese Produktstrukturen lassen sich wiederum in Baugruppen einteilen und ermöglichen so einen modularen Aufbau der Fertigungsstücklisten. Für das effektive Arbeiten mit einer Stückliste nach dem Baukastenprinzip ist eine entsprechende ERP-Software mit Modulen für Warenwirtschaft und Fertigung unverzichtbar.

Der wichtige Unterschied zwischen Strukturstückliste und Baukastenstückliste

Die sogenannte Strukturstückliste bildet die umfassendste Übersicht über die Zusammensetzung eines Erzeugnisses ab. Sie zeigt alle Fertigungsstufen an und umfasst alle Ressourcen, wie Rohstoffe, Einzelteile und Baugruppen, die in das betreffende Produkt einfließen.

Die Strukturstückliste stellt logische Beziehungen dar und wird im Gegensatz zur einstufigen Baukastenstückliste als mehrstufig bezeichnet. Bei der Strukturstückliste können sich die angezeigten Mengen sowohl auf das Endprodukt als auch auf die Mengeneinheit einer übergeordneten Produktkomponente beziehen.

Wird die Darstellung in der Strukturstückliste durch zahlreiche Ebenen zu unübersichtlich, empfiehlt es sich, eine Baukastenstückliste zu verwenden.

Dann sind Variantenstücklisten sinnvoll

Die Variantenstückliste kommt dann zum Einsatz, wenn mehrere Fertigungsartikel, die sich nur geringfügig voneinander unterscheiden, listenförmig zusammengefasst werden sollen. Ein Beispiel für diese Fertigungsstückliste ist der Möbelbau von Schränken, Tischen und Stühlen für Wohnzimmer, Schlafzimmer und Küche. Im Gestell- und Plattenbau sind die Stücklisten mit den zu verarbeitenden Spanplatten, MDF-Platten, Scharnieren, Beschlägen und Auszügen je Baugruppe weitgehend identisch. Jedoch steht eine Vielzahl an Farben, kunststoffbeschichteten Oberflächen, Echthölzern und Furnieren zur Auswahl.

So optimieren Sie Ihre Fertigungsstücklisten mit der erforderlichen Software

Kleine und mittelständische Fertigungsunternehmen sehen sich einem verstärkten Konkurrenz- und Termindruck ausgesetzt. Da gilt es, Produktionsaufträge in der Fertigung schnell und effizient umzusetzen. Wie gut das gelingt, hängt nicht zuletzt von der Qualität und dem Inhalt der Stücklisten ab. Ausgangspunkt für die Stücklisten-Erstellung sind zumeist die Konstruktionsabteilung oder die Arbeitsvorbereitung. Entscheidend ist jedoch, dass die Stückliste von allen am Fertigungsprozess Beteiligten gleichermaßen sinnvoll genutzt werden kann – was eine softwaregestützte Fertigung erfordert. Mithilfe von Fertigungssoftware lassen sich so Fertigungsstücklisten einfach erstellen und mit entsprechenden Anwendungen verknüpfen.

Schritt 1: Teile anlegen und Stücklisten-Art festlegen

Zunächst muss die Basis geschaffen werden, auf der sich später Stücklisten mit Baugruppen und Strukturen entwickeln. Rohstoffe und Einzelteile, die in ein Erzeugnis einfließen, müssen mit allen Informationen in der Software hinterlegt sein. Dazu gehören neben der exakten Bezeichnung auch Daten wie Mengeneinheit, Abmessung, Lieferanten oder Preise. Für diesen ersten wichtigen Schritt sollte sich der verantwortliche Mitarbeiter genügend Zeit nehmen. Je präziser hier gearbeitet wird, desto leichter fällt später die Erstellung der Stückliste auch mit Verknüpfungen zu anderen Teilbereichen.

Schritt 2: Darum sollten Sie auf eine einheitliche Form achten

Eine einheitliche Form der Stücklisten erleichtert allen Prozessbeteiligten die Arbeit enorm. Da spätere Änderungen immer mit einem erheblichen Zeitaufwand verbunden sind, halten Sie besser im Vorfeld Rücksprache und sorgen dafür, dass die Inhalte für Kopfdaten und Positionsdaten ermittelt und optimal dargestellt werden. Denken Sie dabei neben den üblichen Angaben zu Erstellungsdatum, Stücklistennummer, Menge und Bezeichnung auch an Zusatzangaben wie Gültigkeitszeiträume oder Zeichnungsnummern.

Es kann zudem sinnvoll sein, verschiedene Betrachtungsmöglichkeiten zu integrieren. So filtert der Beschaffungsschlüssel, ob es sich um ein Zukaufteil oder eine Eigenfertigung handelt. Und da der Lagerort des Materials hinterlegt ist, fällt die Lagerverwaltung leichter. Materialkonto und Kostenträger spielen hingegen der Buchhaltung zu.

Schritt 3: Die Anwendung der Fertigungsstückliste klären

In welchen Bereichen des Unternehmens die jeweilige Fertigungsstückliste zur Anwendung kommt, gibt dann Aufschluss über den Verteiler. Da ist zunächst die Absatzplanung, die Prognosen über Absatzmengen trifft und die Kalkulation erstellt. Auf Vorgabe der Absatzplanung nutzt die Produktionsplanung die Stücklisten, um Fertigungs- und Zeitpläne zu erstellen. Bei auftragsbezogener Fertigung können Kundendaten wie Name, Auftragsnummer, Termin und Volumen einfließen.

Schritt 4: Das Update der Fertigungsstückliste im Blick behalten

Zu den “To-dos” bei der Stückliste gehört zudem das regelmäßige Update. Denn es liegt in der Natur der Dinge, dass sich sowohl Fertigungsartikel als auch einzelne Komponenten mit der Zeit ändern können bzw. müssen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Gute Fertigungssoftware hat den Vorteil, dass sie Pfade und Verknüpfungen “kennt” und bei einer Änderung von Materialdaten diese Daten an den entsprechenden Stellen aktualisiert.

Diese möglichen Risiken bei der Nutzung der Fertigungsstücklisten behalten Sie besser im Blick

Was die Risiken angeht, steht an erster Stelle eine ungenaue oder sogar falsche Beschreibung der Bauteile. So können beispielsweise falsche Mengenangaben die komplette Kalkulation verzerren und die Produktionskette wegen Nichtverfügbarkeit einzelner Teile unterbrechen. Sind veraltete Stücklisten mit überholten Zeichnungen im Umlauf, sind Probleme ebenfalls vorprogrammiert.

So profitieren Sie effektiv von Ihren Fertigungsstücklisten

Mit einem funktionstüchtigen und leicht zu bedienenden Warenwirtschaftssystem und professioneller Fertigungssoftware vermeidet Ihr KMU solche Risiken dauerhaft. Eine gute Lösung ermöglicht es Ihnen, ohne großen Aufwand Stücklisten zu erzeugen, Stücklistenformate zu definieren und Baugruppen zusammenzustellen. Einer der größten Nutznießer ist dabei der Einkauf, der die Stücklisten zur Ermittlung der Zukaufteile nutzt und durch Just-in-time-Anlieferungen den Lagerbestand geringhält. Die Kostenrechnung errechnet sich dabei aus den benötigten Mengen die Produktions- bzw. Beschaffungskosten.

Die Vorteile IT-gestützter Verfahren manifestieren sich des Weiteren in fehlerfreien Produktionsabläufen, hohen Produktionszahlen, sinkendem Ressourcenbedarf und steigender Qualität. Das macht die richtige Software für Ihre Stücklisten zu einem echten Wachstumsbeschleuniger für Ihr Unternehmen.
 

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Für eine präzise und transparente Produktionsplanung

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