Personalentwicklung gegen Fachkräftemangel

Mit Personalentwicklung gegen Fachkräftemangel vorgehen: 10 wirkungsvolle Maßnahmen

Viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) haben Probleme, qualifiziertes Personal zu finden. Dagegen hilft: Personalentwicklung. Dieser Beitrag nennt Maßnahmen, die gegen Fachkräftemangel wirken.

Auf dem deutschen Arbeitsmarkt fehlen zurzeit nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) rund 1,2 Millionen Arbeitskräfte, davon zwei Drittel Fachkräfte. Vor allem in technischen und pflegerischen Berufen weist der Fachkräftebedarfsmonitor der BA einen erheblichen Mangel an qualifiziertem Personal aus. Insgesamt sind rund 70 Berufe von Fachkräfteknappheit betroffen. Zugleich fehlt es an Auszubildenden. Der demografische Wandel wird die Situation in den kommenden Jahren weiter verschärfen. Wenn die geburtenstarken Jahrgänge, die heute um die 55 bis 60 Jahre alt sind, in Rente gehen, wird der Arbeitsmarkt auf einen Schlag leergefegt sein. Gerade für kleine und mittelständische Arbeitgeber wird das zunehmend zum Problem, zumal sie bei Bewerbern ohnehin häufig als weniger attraktiv gelten als Großunternehmen. Hier zehn Tipps, wie KMU mit Maßnahmen aus dem Bereich der Personalentwicklung gegen Fachkräftemangel vorgehen können.

Wann spricht man von Fachkräftemangel?

Wenn in einem qualifizierten Beruf mehr offene Stellen als Bewerber vorhanden sind, besteht ganz klar ein Fachkräftemangel. Aber nicht nur dann. Denn nicht jeder Arbeitssuchende ist bereit, für eine neue Stelle umzuziehen, und nicht jede Informatikerin eignet sich dafür, autonome Systeme zu programmieren. Deshalb können auch dort Fachkräfte fehlen, wo es mehr Bewerber als offene Stellen gibt.

Fachkräftemangel kann das Wachstum, ja sogar den Fortbestand von Unternehmen hemmen. Ein Mittelständler, der kein qualifiziertes Personal findet, kann nicht so viele Aufträge abarbeiten, wie er bekommen kann. Darüber hinaus drohen Qualitätseinbußen, wenn mit wenigen Kräften viel bewirkt werden soll. In der Folge könnte sich die Reputation verschlechtern und Kunden abwandern. Findet ein Unternehmer keine Führungskräfte und keinen Nachfolger, so kann sein Unternehmen gar im Bestand bedroht sein.

Personalentwicklung gegen Fachkräftemangel: 10 wirkungsvolle Maßnahmen

Die folgenden zehn Maßnahmen helfen Ihnen, Fachkräfte für Ihre Firma zu begeistern.

#1 Personalentwicklung und Personalmanagement ganzheitlich leben

Personalmanagement bedeutet Mitarbeiterentwicklung. Geben Sie Ihren Beschäftigten Perspektiven und Entfaltungsmöglichkeiten. Nutzen Sie die jährlichen Personalgespräche; geben Sie nicht nur Feedback, sondern erkundigen Sie sich auch nach den Wünschen der Mitarbeiter.

Ein Beispiel, wie Sie versteckte Potenziale heben

Ein Support-Mitarbeiter ist unzufrieden. Er langweilt sich und findet seine Aufgabe undankbar. Beim Personalgespräch stellt sich heraus, dass er ein begeisterter Hobbyfotograf und -Filmer ist. Im Service wurde gerade begonnen, den Kunden die Angebote des Unternehmens in kurzen Imagefilmen näherzubringen. Der Mitarbeiter wird mit der Videoproduktion betraut. Er ist glücklich mit der neuen Aufgabe und das Unternehmen hätte niemand Besseren finden können, weil er die Produkte in- und auswendig kennt.

Das Beispiel zeigt, wie Unternehmen verborgene Potenziale heben und Mitarbeiter nach deren Neigungen beschäftigen und fördern können. Das stärkt auch die Loyalität und Mitarbeiterbindung. Alles, was es dazu braucht, ist ein wenig Empathie, Offenheit und Experimentierfreude. Im Idealfall beginnt die Karriereplanung schon vom Azubi an aufwärts. Statt laufend neues Personal zu rekrutieren oder, schlimmer noch, vergeblich zu suchen, sollten Sie Ihre Führungskräfte intern entwickeln. Sie könnten zum Beispiel duale Studenten ausbilden oder leistungsstarken Mitarbeitern allmählich mehr Verantwortung geben.

#2 Kooperativen Führungsstil praktizieren

Zu erfolgreicher Personalentwicklung gegen Fachkräftemangel gehört es auch, sich vom Führen durch Befehl und Gehorsam zu verabschieden. Heute gedeihen Unternehmen, die kooperativ geführt werden. Kooperative Führung bedeutet, dass Vorgesetzte mehr beraten als befehlen. Das fördert den Teamgeist und die Kreativität, weil die Menschen sich trauen, mitzureden und an Problemlösungen mitzuarbeiten. Wertschätzung, Vertrauen und Verantwortung sind Elemente der kooperativen Führung. Sie stärken die Beziehungen untereinander und binden Fachkräfte ans Unternehmen. Zudem spart dies Kosten, weil jeder im Team das tut, was er am besten kann.

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#3 Marktübliche Gehälter zahlen

Bezahlen Sie Ihre Mitarbeiter ordentlich, damit sie nicht aus pekuniären Gründen abwandern. Oft ist eine leicht übertarifliche Bezahlung angemessen. Oder Sie legen noch einen Bonus drauf, wenn Ziele erreicht werden. Die Mehrausgaben rentieren sich, weil gute Gehälter die Mitarbeiter motivieren und die Fluktuation verringern.

#4 Weiche Standortfaktoren betonen

Nicht jedes Unternehmen kann seinen Mitarbeitern die große Welt zu Füßen legen. Viele Betriebe sitzen nun einmal abseits der angesagten Metropolen. Umso mehr sollten Sie die weichen Standortkriterien betonen. Dazu gehören beispielsweise bezahlbare Wohnungen, eine günstige Verkehrsanbindung, eine intakte Natur sowie Sport- und Freizeitangebote in der Nähe. Vielleicht bieten Sie Unterstützung bei Umzug und Kinderbetreuung sowie attraktive Angebote im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements an.

#5 Flexibel sein

Besonders jüngere Arbeitnehmer legen heute Wert auf Flexibilität. Arbeitszeitkonten, Homeoffice, Teilzeitregelungen und Gestaltungsspielräume stehen hoch im Kurs. Zu erfolgreicher Personalentwicklung gegen Fachkräftemangel gehört es daher auch, den Beschäftigten entgegenzukommen. Wenn ein Techniker ein Sabbatjahr machen möchte, um alle 8000er-Gipfel zu erklimmen, solange er noch jung genug ist – gewähren Sie es ihm.

Flexibilität kann auch bedeuten, mehr Frauen für Führungspositionen in Betracht zu ziehen. Obwohl Frauen 46 Prozent der Erwerbstätigen und sogar mehr als die Hälfte der Abiturienten und Uniabsolventen ausmachen, sind sie in Führungspositionen immer noch unterrepräsentiert.

#6 Weiterbildung anbieten

Nie gab es mehr Fortbildungsangebote: Präsenzseminare, Onlinekurse, Blended Learning, Onboarding und so weiter. Jede Fortbildung ist ein Incentive für den Mitarbeiter, befähigt und bestärkt ihn. Wenn dem besten Kandidaten für Ihre Stellenausschreibung noch ein oder zwei Fähigkeiten fehlen, dann vermitteln Sie ihm diese durch eine Nachschulung. Nichts ist besser für die Personalbindung als gezielte betriebliche Weiterbildung.

Der Fortbildungspfad sollte ein fester Bestandteil der Karriereplanung sein und mindestens in jedem Jahresgespräch thematisiert werden. Ermutigen Sie Ihre Mitarbeiter, Fortbildungen wahrzunehmen.

#7 Attraktive Arbeitsbedingungen schaffen

Mitarbeiter möchten nicht nur “Arbeit gegen Geld” leisten. Sie brauchen Identifikationsangebote, Lob und Ermutigung, das Gefühl, etwas Sinnvolles zu schaffen, Teil von etwas Größerem zu sein, Mitglied eines effektiven Teams. Sorgen Sie dafür, dass die Atmosphäre stimmt. Gemeinschaftserlebnisse wie zum Beispiel die Weihnachtsfeier oder der Betriebsausflug stärken das Wir-Gefühl. Auch das ist eine Form der Personalentwicklung gegen Fachkräftemangel.

Bieten Sie modern ausgestattete, ergonomische Arbeitsplätze an. Langeweile und Überarbeitung sind gleichermaßen tabu. Überdurchschnittliche Sozialleistungen wie etwa eine betriebliche Altersvorsorge oder Sportprogramme kommen gut an. Etablieren Sie zudem eine offene, freundliche und inklusive Firmenkultur. Jede Form von Mobbing oder Übergriffigkeit ist ein absolutes No-Go.

#8 Auszubildende einstellen

Erfolgreiche Personalentwicklung gegen Fachkräftemangel besteht auch darin, eigenen Nachwuchs auszubilden. Werben Sie auf den richtigen Kanälen um Auszubildende – zum Beispiel auf Social-Media-Plattformen. Fragen Sie Ihre vorhandenen Azubis, was Sie bei der Bewerberansprache besser machen können, und setzen Sie diese als Multiplikatoren ein. Wenn sich bei Ihnen junge Leute um einen Ausbildungsplatz bewerben, die vielleicht besser rechnen als schreiben können, schicken Sie sie nicht gleich fort, sondern überlegen Sie sich, wo diese einzusetzen wären. Fehlende Kompetenzen lassen sich meist nachschulen.

#9 Bewerber anlocken und überzeugen

In Zeiten des Fachkräftemangels sollten Sie Bewerbern den roten Teppich ausrollen. Kommunizieren Sie möglichst persönlich. Reagieren Sie schnell auf Bewerbungen und versenden Sie auch schnell Ihre Absagen, um den abgelehnten Kandidaten keine vergeblichen Hoffnungen zu machen.

Mithilfe einer Personalmanagement-Software können Sie die perfekte Candidate Experience gestalten. Neuen Mitarbeitern erleichtern Sie den Einstieg, indem Sie ihnen ein Onboarding geben und einen erfahrenen Kollegen als “Paten” zur Seite stellen.

#10 Employer Branding aufbauen

Seien Sie auf Ausbildungsmessen und an Universitäten präsent, um vielversprechende Bewerber direkt anzusprechen. Portale wie Kununu, Xing und LinkedIn geben Ihnen Möglichkeiten, sich selbst als attraktiver Arbeitgeber zu inszenieren. Ermutigen Sie engagierte Mitarbeiter, Ihr Unternehmen zu bewerten. Viele Kandidaten schauen erst das Rating bei Kununu nach, bevor sie sich bei einem Unternehmen bewerben.

Personalmanagement-Software hilft bei der Personalentwicklung

Personalmanagement-Software hilft Unternehmen dabei, ihre Personalentwicklung  zu verbessern. Von A wie Ausbildung bis Z wie Zeugnis unterstützt die Software die HR-Abteilung bei allen administrativen Tätigkeiten.

Führen Sie für jeden Mitarbeiter eine digitale Personalakte. Darin sind Qualifikationen, Weiterbildungen, sonstige Kenntnisse (z. B. Sprachen), Beurteilungen, die Gehaltsentwicklung, der Werdegang und Dokumentationen der Mitarbeitergespräche hinterlegt. Der Vorteil: Personalentwicklungsgespräche sind schnell und auf den Punkt vorbereitet und wenn ein Mitarbeiter Sie “überfällt”, sind Sie schnell im Bilde, wie Sie mit seinen Ideen oder Forderungen umgehen sollten.

Die Personalmanagement-Software hilft Ihnen bei Ihren Aufgaben und Planungen. Ganz gleich, ob es darum geht, Verträge abzuschließen oder zu überprüfen, Zeugnisse fach- und termingerecht zu schreiben oder an Jubiläen und Geburtstage zu denken – die Software erinnert und unterstützt Sie.

Auch Ihr Talentmanagement profitiert vom Einsatz der HR-Software. Verwalten Sie Bewerber und Ausschreibungen, vergleichen Sie Stellenprofile (das “Soll”) mit den Qualifikationen der Bewerber (dem “Ist”). Planen Sie Seminare und werten Sie diese aus. Bereiten Sie Mitarbeitergespräche effizient und zielgerichtet vor.

Ihre Software für Personalmanagement ist Ihr Werkzeugkasten für eine effizientere Betriebsführung. Dadurch werden neue Kapazitäten für die strategische Personalentwicklung und nachhaltige Mitarbeiterbindung frei.


 
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Dorothea Heymann-Reder
Autorin dieses Beitrags
Dorothea Heymann-Reder schreibt Blogbeiträge, Ratgeberartikel und Whitepaper für Software- und Beratungsfirmen. Ihre Fachartikel behandeln unter anderem Unternehmenssoftware, Digitalisierung und Automatisierung von Betriebsabläufen sowie Compliance-Themen.
Bildquellen: Atstock Productions/shutterstock.com (Beitragsbild oben), Dorothea Heymann-Reder (Porträt)