Mobile Lagerlösung bei Kawasaki KGE

Mobile Lagerlösung – wie Kawasaki Transparenz bis ins hinterste Regal schafft

Die Kawasaki Gas Turbine Europe GmbH hat ihre Lagerverwaltung umfassend digitalisiert. Direktor Thomas Himmighofen und ERP-Administratorin Yasemin Türkmen erläutern im Interview, wie das Unternehmen dabei vorgegangen ist und was sich verändert hat.

Die Kawasaki Gas Turbine Europe GmbH (KGE) mit Hauptsitz in Bad Homburg v. d. H. plant, produziert, installiert und wartet Gasturbinen Generator Aggregate. Für die Abbildung und Steuerung seiner betriebswirtschaftlichen Prozesse vertraut das Unternehmen seit Jahren auf Anwendungen von HS – Hamburger Software. Aufgrund des jüngsten Wachstums und des damit einhergehenden erhöhten Einkaufsvolumens hat KGE nun auch die Prozesse im Bereich der Lagerverwaltung digitalisiert. Hierzu hat es albos.lawi eingeführt. Mit der mobilen Lagerlösung des HS Partners Albos erfassen die Anwender sämtliche Lagerbewegungen und melden diese direkt ans Warenwirtschaftssystem HS Auftragsbearbeitung zurück. Welche Vorteile sich daraus ergeben und wie solch ein Digitalisierungsprojekt erfolgreich gestartet und durchgeführt werden kann, davon berichten Yasemin Türkmen und Thomas Himmighofen im gemeinsamen Interview.

Herr Himmighofen, Sie haben kürzlich Ihre Arbeitsabläufe im Lager umfassend digitalisiert. Welche Beweggründe waren hierfür ausschlaggebend?

Thomas Himmighofen: Als Tochtergesellschaft der Kawasaki Heavy Industries Ltd. sind wir in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen. Die Anzahl unserer Anlagen im Markt hat sich stetig vergrößert, was wiederum unser Ein- und Verkaufsvolumen stark beeinflusst. Am Hauptsitz in Bad Homburg befindet sich unser zentrales Warenlager für Europa. Dort lagern wir Verbrauchsmaterialen, Einzelkomponenten und Baugruppen für die Fertigung, wie auch die Ersatzteile für den Service.

“Die Umstellung auf eine mobile Lageranbindung war unabdingbar, nicht nur um tägliche Arbeitsabläufe zu erleichtern, sondern auch um Teileplanung, Instandhaltungs- und Reparaturplanung, Lagerhaltung und Controlling künftig noch effizienter durchführen können.”

(Thomas Himmighofen)

Wenn man bedenkt, dass ein Gasturbinen Generator Aggregat aus mehreren Tausend Einzelteilen besteht, wundert es nicht, dass wir mit unseren alten Prozessen in der Lagerverwaltung immer häufiger an unsere Grenzen gestoßen sind. Die Umstellung auf eine Lagerlösung mit mobiler Anbindung war unabdingbar, nicht nur um tägliche Arbeitsabläufe zu erleichtern, sondern auch um Teileplanung, Instandhaltungs- und Reparaturplanung, Lagerhaltung und Controlling künftig noch effizienter durchführen können.

 

Thomas Himmighofen
Thomas Himmighofen ist Direktor bei der Kawasaki Gasturbine Europe GmbH
Wie haben Sie das Lager denn zuvor geführt? Welche Lösungen hatten Sie im Einsatz?

Yasemin Türkmen: Vor Einführung der mobilen Lagerlösung wurde das Lager hauptsächlich mit verschiedenen Office-Lösungen und mithilfe der Warenwirtschaftssoftware von HS – Hamburger Software geführt. Lager und Regale waren durchgängig nummeriert und in den Stammdaten der Artikel vermerkt. Wareneingänge wurden in der Regel mündlich mitgeteilt und mussten dann manuell in HS Auftragsbearbeitung nacherfasst werden. Die Fehleranfälligkeit war dementsprechend hoch und weiterführende Maßnahmen wie Forecast-Planung, Lagerabwicklung, Lagerhaltung und Controlling immer sehr zeitintensiv.

Yasemin Türkmen
Yasemin Türkmen ist ERP-Administratorin bei der Kawasaki Gasturbine Europe GmbH
Es ging Ihnen also primär darum, eine höhere digitale Durchgängigkeit zu erreichen und dass Daten möglichst nur einmal im System vorhanden sind?

Yasemin Türkmen: Ja, wenn nicht alle Bereiche durchgängig digitalisiert sind, schleichen sich Fehler ein. Im Grunde waren wir ständig am Anpassen der Prozesse und kamen nie so richtig hinterher. Aufgrund der manuellen Erfassung in Wareneingang und Lager wurden die Artikel im Warenwirtschaftssystem teilweise doppelt angelegt, Artikelnummern waren nicht identisch oder fehlerhaft erfasst. Oder aber am Wareneingang abgelegte Ersatzteile waren nicht auffindbar, weil ein Servicetechniker diese für einen Wartungsauftrag in sein Fahrzeug gepackt hatte und niemand darüber informiert war. Menschen machen eben Fehler, und da wurden dann oft Teile doppelt bestellt, obwohl sich diese noch am Lager befanden.

“Ein wichtiger Punkt, weshalb wir uns für die Lagerlösung von Albos entschieden haben, war die Partnerschaft mit HS – Hamburger Software.”

(Yasemin Türkmen)

 

Wie verlief das Projekt und welche Herausforderungen mussten dabei überwunden werden?

Yasemin Türkmen: Ein Vorteil war sicherlich, dass wir gemeinsam mit den Experten von Albos und HS im Vorfeld sehr genau unsere Anforderungen und Ziele definiert hatten. Aufgrund der Partnerschaft war die Schnittstellenzusammenführung letztlich auch viel einfacher als ursprünglich befürchtet. Allerdings mussten wir einiges an Fleißarbeit leisten, um konsistente Daten zu erhalten. Nicht nur die bereits erfassten Artikel mussten inventiert werden, auch der gesamte Lagerbestand wurde neu mit der Albos-Software erfasst. Auch die Aufteilung des physischen Lagers in diverse digitale Lagerbereiche war eine Herausforderung.

Welche system- und hardwareseitigen Vorausetzungen mussten Sie dafür schaffen?

Thomas Himmighofen: Für den Lagerarbeitsplatz wurde eigens ein neues Lagerterminal installiert. Im Lager selbst verwenden wir mobile Handhelds für Umlagerungen und Inventur. Darauf läuft eine von Albos entwickelte Lager-App.

Wie wichtig ist Mobilität bei dieser Art von Lagerhaltung? Und kommunizieren das Warenwirtschaftssystem und die Lagerlösung heute nahtlos miteinander?

Yasemin Türkmen: Mobilität ist für unsere Lagerhaltung sehr wichtig. Mithilfe der mobilen Endgeräte wird nun jede Lagerbewegung erfasst und an HS Auftragsbearbeitung rückgemeldet. Im Warenwirtschaftssystem werden die Bestände dann automatisch gegeneinander abgeglichen und bei Bedarf nachbestellt. Ein großer Vorteil ist der automatisierte Bestandsabgleich zwischen albos.lawi und HS Auftragsbearbeitung. Damit ist jede Lagerbewegung lückenlos im Bestand dokumentiert und nicht mehr in irgendeiner Excel-Tabelle erfasst. Die Transparenz ist somit heute deutlich höher. Ganz gleich, wo etwas gebucht wird, der Bestand ist immer aktuell.

Das führende System bleibt die Warenwirtschaftssoftware HS Auftragsbearbeitung – dort werden die Stammdaten zentral erfasst und von der Lagerlösung übernommen. Die Anbindung zwischen Warenwirtschaft und Lagerbestandsführung erfolgt über Webservices.

Gasturbine von Kawasaki Gas Turbine Europe

Ein Gasturbinen Generator Aggregat von KGE besteht aus mehreren Tausend Einzelteilen – das erfordert eine transparente Lagerhaltung
Was hat sich also durch die Einführung der Lagerlösung bei Ihnen nachhaltig verbessert?

Yasemin Türkmen: Durch den Einsatz von Barcodes und Scannern vermeiden wir Übertragungsfehler, außerdem konnten wir die manuellen Erfassungszeiten deutlich verringern. Wegzeiten fallen kürzer aus und Aufträge laufen somit schneller durch. Insgesamt profitieren wir von einem besseren Überblick und mehr Transparenz in Bezug auf Lagerbestände und -bewegungen. Für die Inventur brauchen wir heute nur noch drei statt fünf Tage.

Thomas Himmighofen: Nicht zuletzt können wir durch die Digitalisierung des Lagers unseren Kunden einen besseren Service bieten. Gerade bei Ersatzteilen mit längeren Lieferzeiten, die direkt aus Japan kommen, ist lückenlose Transparenz im Lagerbestand essenziell, damit bei Mindestbestand frühzeitig nachbestellt werden kann.

Selbst bei ungeplanten Wartungen sind nun 95 Prozent der Ersatzteile immer vorrätig. Ebenso bietet die Neuorganisation die Möglichkeit, sowohl nicht bestandsgeführte Komponenten wie Spezialwerkzeug als auch Verbrauchsmaterialien diversen Prozessschritten zuzuordnen. Früher hatten wir immer das Gefühl, dass wir gar nicht genau wussten, was am Lager ist – von dieser Sorge sind wir jetzt völlig befreit.

Digitalisierung ist ein fortlaufender Prozess. Welches Projekt folgt bei Ihnen als nächstes?

Thomas Himmighofen: Bis zum Sommer soll das Lager für den allgemeinen Einkauf auf die Lagerlösung albos.lawi nachgezogen werden. Gemeinsam mit Albos und HS – Hamburger Software haben wir hierfür eine solide Basis geschaffen.

Yasemin Türkmen: Wir haben natürlich schon viel Vorarbeit geleistet, sodass wir das nächste Projekt schneller und effektiver umsetzen können. Vieles lässt sich dann schon remote bewerkstelligen. Aufgrund der intuitiven Handhabung unserer Lagerbestandsverwaltung können wir neue Nutzer innerhalb kürzester Zeit einarbeiten.

Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!

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Bildquellen: Kawasaki Gas Turbine Europe GmbH